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Cervo, Sustainability

Die Schweibenalp - INTERVIEW MIT Tabea Ehrensperger

29.04.2022

Die Schweibenalp, ist ein ganz besonderer Ort, welcher umringt ist von Bergen mit Blick auf den Brienzersee. Die Alp befindet sich im Berner Oberland auf 1.100 m ü. M.
Das CERVO Management Team lernte die Schweibenalp erstmals im Herbst 2020 kennen und erarbeitete dort die Unternehmens-Philosophie und die Leitvision des Unternehmens neu.
Auf der Schweibenalp wird ein vielschichtiges verwobenes Permakultur-System aus Kräuter-, Stauden-, Gemüse-, Saatgut- und Pilzgärten bewirtschaftet. Es gibt eine kleine Imkerei sowie Wasser- und Wildniszonen.
Dabei war die Staudengärtnerei eine grosse Stütze zur Verwirklichung des Kräutergartens im CERVO Mountain Resort.
Die Pflanzen waren nicht nur optimal an die alpine Höhe in Zermatt angepasst, auch hatten wir eine grosse Auswahl an heimischen Kräutern und mehrjährigen Pflanzen, dies alles in Bio Qualität.

Erfahre mehr im Interview mit Tabea Ehrensperger.

Erzähl mir etwas über dich und die Staudengärtnerei der Schweibenalp? 

Unsere Staudengärtnerei liegt auf der Schweibenalp hoch über dem Brienzersee und ist Teil der Alpinen Permakultur Schweibenalp. Wir ziehen unsere Pflanzen auf 1100 m ü. M an. Aufgrund der hohen Temperaturschwankungen, der hohen Sonneneinstrahlung und den kalten Wintern werden sie besonders robust und widerstandsfähig. Sie eignen sich darum sowohl für Gärten in Höhenlagen als auch im Tal. 
Ich habe mich nach meinem Studium der Umweltnaturwissenschaften entschieden, das Gärtnern zu lernen. Pflanzen faszinieren mich seit meiner Kindheit und jedes Jahr lerne ich nach wie vor neues dazu. Besonders Freude bereitet es mir, mein Wissen an unsere Volontäre weiterzugeben und ihnen Einblick in die Geheimnisse der Natur zu vermitteln.

Gibt es bestimmte Pflanzen auf die ihr euch spezialisiert habt?  

Wir haben ein breites Sortiment von einheimischen Wildblumen, Heilpflanzen, Küchenkräutern sowie Duft- und Räucherpflanzen. Wir achten darauf, dass die Pflanzen, die wir im Sortiment haben, entweder für die Insekten oder für den Menschen von besonderem Nutzen sind.

Was macht die Staudengärtnerei auf der Schweibenalp so besonders? 

Höhenlage und die permakulturelle Gestaltung der Gärtnerei. 

Welchen besonderen Herausforderungen musstet ihr euch stellen?  

Aufgrund der langen Winter am Nordhang haben wir eine sehr kurze Vegetationsperiode, was für die Vermehrung eine Herausforderung darstellt. Das heisst, es bleibt wenig Zeit für die Entwicklung vom Samen bis zur ausgewachsenen Pflanze. Wenn im Tal schon Frühling ist, liegt bei uns oft noch Schnee. Dank unserem Strohballengewächshaus und dem Walipini, dem Erdgewächshaus, können wir jedoch zeitig im Frühjahr mit der Anzucht der einjährigen Kulturen beginnen. Unsere mehrjährigen Pflanzen überwintern jedoch draussen, weshalb wir im Frühjahr immer darauf „plangen“, bis der Schnee schmilzt um wir mit unseren Pflanzen auf die Märkte fahren zu können.

Was ist der Unterschied zwischen konventionellen Stauden und welchen, die die Prinzipien der Permakultur mit einbeziehen?  

Stauden werden grössten Teils aus eigenem Saatgut gezogen, welches sich schon auf die Höhenlage angepasst hat. Dank permakulturellen Elementen wie einem wärmespeichernden Tiefbeet oder Trockensteinmauern können wir in der Höhenlage Pflanzen anziehen. Zudem verwenden wir keinen externen Dünger, sondern pflegen unsere Stauden mit eigner Brennnesseljauche. All dies führt dazu, dass unsere Pflanzen sehr stark und widerstandsfähig sind.

Gibt es etwas, auf das ihr besonders stolz seid?  

Am schönsten ist es zu hören, wenn Kunden davon berichten, wie viel Freude sie an unseren Pflanzen haben und wie üppig sie sich im Garten entfaltet haben

Könnt ihr uns und den Lesern Tipps zur Pflege von Stauden im eigenen Garten geben?  

Wichtig ist es, den Pflanzen gute Startbedingungen zu geben. Das beginnt mit der Wahl des richtigen Standortes für die jeweilige Art. Dann sollte der Boden gut gelockert werden und die Pflanze gut angegossen werden. Danach überlasse ich die Pflanzen gerne sich selbst, denn je weniger man sie verwöhnt, desto robuster werden sie. Lediglich Starkzehrer wie Minzen pflege ich gerne mit Brennnesseljauche. Damit der Boden die Feuchtigkeit gut behält, empfehle ich ihn mit Grünschnitt oder Laub zu mulchen.

Es gibt Stauden, die man nach der Blüte bis zur Basis zurückschneiden kann und die dann ein zweites Mal blühen (Remontierschnitt).
Zum Beispiel: 
Lavendel, Salbei, Katzenminze, Frauenmantel, Kugeldistel, Storchenschnabel, Färberkamille, Bart-Iris, Jakobsleiter, Schafgarbe

Wenn wir schon beim Thema zurückschneiden sind: Für viele Insekten ist es wichtig, dass man die Stauden erst im Frühjahr und nicht schon im Herbst zurück schneidet. Einige Wildbienen überwintern als Larve oder als Adultes Tier in hohlen Pflanzenstängeln, einige Schmetterlinge überwintern als Puppe an der Staude, es gibt auch Arten, die Eier im Herbst an der Pflanze ablegen und im Frühjahr schlüpfen. Auch andere Insekten überwintern an den Pflanzen.

Im Frühling sollte das Schnittgut nach Möglichkeit an einem ruhigen Ort zu einem losen Haufen geschichtet werden und dort bis Ende Mai (spätschlüpfende Arten) liegen bleiben, bevor es kompostiert oder abgeführt wird.

Damit das Ganze aber auch gut aussieht, lohnt es sich, Stauden einzubauen, die einen hohen Winterschmuck haben und auch im Winter Struktur in den Garten geben.

Zum Beispiel:
Wilde Karde, Wilde Möhre, Andorn, Mohnarten, Echinacea, Rudbeckien, Kugeldistel, Eselsdistel, Goldmelisse/Rosenmelisse, Brandkraut

Was ist deine Lieblingspflanze und welche darf in keinem Garten fehlen?  

Eine meiner Lieblingspflanzen ist die Grossblütige Königskerze, ihre Grösse und majestätische Gestalt beindrucken mich immer wieder aufs Neue. Wir hatten in einem Jahr ein Exemplar, das sage und schreibe drei Meter hoch war! Im Kontrast dazu sind ihre kleinen gelb leuchtenden Blümchen fast unscheinbar. Nimmt man sich die Zeit, die Pflanze über den Tag zu beobachten, stellt man fest, dass jeden Tag früh am Morgen neue Knospen aufgehen und mittags die Blumen bereits wieder beginnen abzufallen.

Eine Blume, die meiner Meinung nach in keinem Garten fehlen darf, ist der Blutweiderich. Er blüht relativ spät im Jahr und beschert uns und den Insekten mit seiner purpurn leuchtenden Blütenkerze im Herbst nochmals viel Freude. Obwohl er in der Natur an feuchten Standorten zu finden ist, kommt er auch auf mageren trockenen Standorten zurecht, bei uns wächst er beispielsweise auch mitten in den steinigen Kräuterterassen.

Wo kann man eure Pflanzen kaufen?

Unsere Pflanzen kann man entweder vor Ort oder auf den Spezialitäten-Märkten, wie dem Wildpflanzen Markt in Bern, Thun, Eschholzmatt oder den Pro Specie Rara Märkten an der Elfenau oder Weggis kaufen. Zudem verschicken wir die Pflanzen auch per Post, das geht besonders gut im Frühjahr, wenn sie noch klein sind.

Gibt es sonst noch etwas, dass du mit uns teilen möchtest? 

Wer gerne mehr über Permakultur erfahren möchte, kann unser Projekt an den monatlichen Führungen kennenlernen, wo wir die Kräuterterassen, die Saatgutgärten, den Gemüsegarten und die Staudengärtnerei und noch vieles mehr genauer vorstellen.

www.alpine-permakultur.ch

www.cervo.swiss
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